Hong Kong - Vietnam
- Ian Dietrich
- 2. Juni 2023
- 6 Min. Lesezeit
Ich verlasse nach drei Wochen Australien und tauche in eine Kultur ein die mir sehr unbekannt ist. Es wird heiss und es wird kalt. Wir sammeln viele Höhenmeter, besuchen das Meer und abgelegene Höhlen. Ich treffe unglaublich viele Menschen und Spoiler: ich lasse das Fahrrad für eine Weile stehen.

(Fujifilm xt4 - Sonnenuntergang in Ninh Binh)
Abflug Sydney, Ankunft Hong Kong
In Sydney fahre ich noch mit dem Fahrrad und den Kartons an den Flughafen. Ich verfahre mich dabei fürchterlich, so dass ich erst auf der Autobahn lande und dann noch am falschen Flughafen. Anstatt "International" bin ich am "Domestics" angekommen. Angekommen suche mir erstmals was zu essen und trinken und einen Platz um mein Fahrrad auseinander zu bauen. Dabei muss ich den Prozess unterbrechen, da der Flughafen für etwa 3h geschlossen wird. Ich muss draussen weiter machen. Zum Glück ist es an diesem Abend schön warm und nicht so kalt wie die letzten Tage.

(Fairphone 4 - Kartons auf dem Rad)

(Fairphone 4 - Schlafen ausserhalb des Flughafens)
Ich habe einen Zwischenhalt in Hong Kong von knapp mehr als 24h, was mich dazu bringt, dass es mal wieder nicht alles nach Plan läuft. Denn, ich dachte meine Sachen werden durchgecheckt und ich muss sie nicht abholen. Aber da ich nur knapp mehr als 24h habe, geht das nicht und ich muss meine Sachen wieder einmal suchen. Aufgegeben wird das Fahrrad und der Karton mit den Taschen beim Oversizedschalter. Abholen kann ich den Karton mit den Taschen bei den Gepäckbänder und das Fahrrad irgendwo wo es ein Schild mit Oversizedluaggage gibt. In diesem Fall, in irgendeiner Ecke wo niemand weiss wem was gehört und wer was abholt. Also ich könnte mir da entweder einen Kinderwagen gratis beschaffen oder einen Flatscreen TV oder was auch immer Menschen so mitnehmen.
Also, als ich meine Sachen habe suche ich ein Gepäckaufbewahrungsplatz oder wie heisst das nochmals ? ;) Es kostet mich irgendwie 20 CHF und ich ziehe von dannen. Mit einem Zugticket fahre ich nach Kowloon Station und finde meinen Weg da nicht raus. Ein riesengrosses Einkaufszentrum über viele Stockwerke. Ich befinde mich im dritten Untergeschoss. Draussen geht der Irrgarten weiter, denn ich lande in einem Park. Umgeben von Hotelanlagen wo ich nicht durchlaufen kann. Also buche ich ein Taxi. Was mich zum Hostel bringt. Einfach und günstig. Das Hostel ist ein "Kapselhostel". Das sind preiswerte Unterkünfte. Es sind Mehrbettzimmer aber das Bett ist in einer Kapsel die verschliessbar ist. Die Kapsel ist etwa zwei Quadratmeter gross und und ein Meter hoch und somit hat mensch wie sein eigenen Raum.
Ich dusche und gehe nochmals raus. Es ist um die 30 Grad und extreme Luftfeuchtigkeit. Kleiner Spoiler - dies ist noch nichts zu was in Vietnam wettertechnisch abgeht. Mir wird alles irgendwann zu viel. Zu viel Menschen. Zu viel Verkehr. Zu viel Gerüche. Zu viele Geräusche. Ich ziehe mich zurück ins Hostel und gehe früh schlafen.
Am nächsten Morgen habe ich etwa drei Kilometer zum laufen. Vom Hostel zurück zur Zugstation. Aber ich laufe mal rechts, mal links und durchquere verschiedene Märkte. Enge Strassen mit viele Menschen. Es riecht nach frischen Kräuter. Es riecht nach frisch gewaschenen Kleider. Als ich mich im Viertel wo Metall und Maschinen verkauft werden, ankomme, riecht es nach nach Motorenöl. Weiter geht es und es beginnt nach Fleisch und Fisch zu riechen. Auch nach altem und abgestandenem Fleisch. Es gibt Bottiche wo Fische noch leben. Es werden Hühner frisch geschlachtet. Nur zwei Stände weiter, werden wieder Kräuter, Gemüse und Früchte verkauft. Also ein Duftchaos sondergleichen. Als ich fast an der Zugstation bin, habe ich noch eine gute Stunde Zeit und nehme ein Taxi um einen Tempel zu besichtigen.

(Fujifilm xt4 - Markt mit Gemüse)

(Fujifilm xt4 - Fischmarkt Hong Kong)
Vietnam
Die Einreise nach Vietnam verläuft unkompliziert aber dauert lange. Es kommen viele Menschen gleichzeitig an. Ich habe etwa 1.5h bis ich durch die Einreise durch bin. Zum Glück liess ich mich vom Hostel dazu überreden, ihren Flughafentransfer zu buchen. Denn ich müsste jetzt mein Fahrrad zusammenbauen und dann sind es etwa zwei Stunden Fahrzeit. Es ist bereits 20.00 Uhr.
Durch den Hostelworld Groupechat lerne ich Sooleni kennen. Sie ist aus Indonesien, lebt aber in Malaysia. Wir teilen uns das Taxi und gehen zusammen Abendessen. Wir finden ein Restaurant auf der Strasse. Ich weiss, jede/jeder sagt, dass sollte ich lassen. Mensch bekommt nur eine Lebensmittelvergiftung. Es passiert nichts und dass essen war köstlich. Leider finde ich diesen Ort nicht mehr. Ich verbringe fast eine Woche in Hanoi. Ich muss mich erst akklimatisieren. Wow. Jeden Tag herrschen minimum Temperarturen von 30 Grad und 80% Luftfeuchtigkeit. Die Temperaturen klettern teilweise für mehrere Tage auch über 40 Grad und bis zu 90% Luftfeuchtigkeit. Ich sitze also nur da und bin nass.
Ich entdecke viele kleine Restaurants, teilweise richtig versteckt in Wohnzimmern. Allgemein sind Läden und Wohnraum das gleiche. Oft auch gleich noch Garage für das Auto oder die Töfflis. Tagsüber verkaufen die Menschen ihre Ware und abends werden Teppiche zum schlafen ausgerollt. Zudem leben auf den 15m2 sechs bis acht Menschen. Ich nehme an einer "Freewalking" Tour teil. Huyen war eine junge Frau die, die Tour mit soviel Elan machte. Sehr unterhaltsam. Wir probieren "Eggcoffee". Franzosen brachten den Kaffee nach Vietnam während deren Belagerung. Doch hatten die Vietnamesen kein Geld für Milch und suchten nach alternativen. So gibt es nun Kaffee mit Avocado, mit Mango, mit Kondensmilch, mit allem was das Herz begehrt. Der Eggcoffee oder zu deutsch Eierkaffee ist ein Espresso mit Kondensmilch und einem Eigelb. Das wird alles zusammen vermengt und dann mit Eiswürfeln genossen.

(Fujifilm xt4 - Parfume Pagode)
Ich besuche die Trainstreet, was irgendwie ein typischer Ort ist, wo das geordnete Chaos Vietnams gut wiederspiegelt wird. Für Touristen ist es nicht mehr erlaubt sie zu besuchen, denn es gab da einen tragischen Unfall. Doch sind da halt viele Kaffees und Restaurant angesiedelt die auf Touristen angewiesen sind. Also mensch kann dennoch dahin gehen, braucht aber eine Einladung der Geschäfte, welche wiederum lauthals nach Kundschaft rufen.

(Fujifilm xt4 - Blacktone der Trainstreet)
Es gibt verschiedene Faktoren die zusammenspielen, dass ich mich entscheide den Norden von Vietnam mit einem motorisierten Zweirad zu fahren. Einerseits Zeit und anderseits die Hitze (weiterhin 40 Grad). Ich fahre mit dem Motorrad, welches mich 6 CHF ohne Sprit jeden Tag kostet, an die Küste nach Ha Long. Hier sollte es eine wunderschöne Bucht geben mit schönen Stränden zum baden. Also zahle ich etwa 800'000 Dong, was 30 CHF entspricht. Inkludiert ist eine Bootstour, eine Kajaktour, ein Tourguide und essen. Klingt vielleicht für manche nach wenig Geld. Aber im Vergleich zu den Kosten in Vietnam ist es schon teuer. Und ich muss sagen, ich hätte mir das Geld sparen können. Es ist schön aber nicht so, dass ich es weiterempfehlen kann. Meine Reise ging weiter nach Cao Bang an die chinesische Grenze. Dort übernachtete ich in einem Dorf, welches schon über 1000 von Jahren alt ist. Die Menschen gehören der Ethnie der Tay an. Von hier aus fuhr ich durch bergige Landschaften entlang der Grenze nach Ha Giang und Sa Pa.

(Fujifilm xt4 - Talblick)

(Fairphone 4 - Mein motorisiertes Zweirad)
Zurück in Hanoi, habe ich mein Fahrrad mit dem Zug nach Saigon oder besser bekannt als Ho-Chih-Minh City geschickt. Saigon ist der ursprüngliche Name, vor der Invasion der Amerikaner. Ich selber reise mit einem Bus nach Ninh Binh und mit einem Sleeperbus (hier gibt es Betten anstatt Sitzplätze, aber für meine Grösse viel zu wenig Platz) nach Da Nang weiter. Und von Da Nang fahre ich mit einem Zug für 21h nach Saigon. Ich buchte 1. Klasse VIP Sleep. Ich hatte einiges mehr Platz als im Bus aber der Zug ist eher wie ein Extrazug welcher in der Schweiz für Fussballfans gebraucht wird.
Ich bleibe einpaar Tage in Saigon und probiere hier den "Limecoffee". In Hanoi wurde der Eggcoffee erfunden, und hier in Saigon eben mit Limetten. Dabei wird frisch gepresste Limetten in ein Glas gegeben, Eiswürfel, Wasser und Zucker und zu guter letzt ein Espresso. Es ist wirklich lecker und bei der Hitze und Luftfeuchtigkeit unglaublich erfrischend. Ich mache eine Tour zu den Cu Chi Tunnels. Hier versteckten sich Guerillas, aufständische Kämpfer, unter der Erde in selbstgebauten Tunnels. Ein sehr interessanter Ort. Um da noch Fun hinzupacken wurde eine Schiessanlage gebaut. Hier können Touristen gegen einen Aufpreiss mit diversen Waffen, welche im Krieg gebraucht wurden bisschen ballern. In meiner Gruppe waren das die Amerikaner*innen die das machen wollten.
Für mich geht es bald weiter ins fünfte Land der Reise und nach zwei Monaten ohne Fahrrad, endlich wieder aufs Rad. Ich freue mich.

(Fujifilm xt4 - Bahnhof Hanoi)
Cooler Text! Und das mit den verschiedenen Kaffee-Rezepten habe ich vorher noch nicht gewusst – ein Kulturschöckeli weniger :) Hättest du statt dem Motorrad das Fahrrad genommen, wenn du gewusst hättest, dass du doch mehr Zeit hattest als damals angenommen? Und möchtest du mal wieder in diese Region gehen oder hast du's schon gesehen?